Welpe alleine Zuhause

Ab wann kann ich Welpen alleine lassen

Welpen sollten bis zu ihrem 5. Lebensmonat nicht alleine gelassen werden. Dann kannst du mit dem Training beginnen.

DIE ANGST VOR DEM ALLEINSEIN

Hunde sind Rudeltiere, für die Alleinsein eher ungewöhnlich ist. Gerade für einen Welpen wäre es „in freier Wildbahn“ überlebensnotwendig, sich nie zu weit von seinem Rudel zu entfernen. Aus diesem Grund reagieren Welpen auch auf die Trennung von ihrem „zweibeinigen Rudel“ häufig mit Verunsicherung oder Angst. Da die wenigsten Hundehalter gewährleisten können, dass ihr Hund ständig rund um die Uhr betreut werden kann, solltest Du Deinen Welpen behutsam, aber frühzeitig an das Alleinbleiben gewöhnen, damit er später keine Probleme damit hat.

DER WELPE MUSS VERTRAUEN HABEN

Im Alter von 8 -12 Wochen kommt ein Welpe üblicherweise in sein neues Zuhause. Eine frühere Trennung von Mutter und Geschwistern ist absolut nicht empfehlenswert, und in Deutschland auch gesetzlich verboten. Damit sich Dein Welpe gut in seiner neuen Umgebung eingewöhnen kann, sollte in der ersten Zeit stets jemand zuhause sein. Falls Du berufstätig bist, solltest Du Dir einige Zeit dafür freinehmen – es sei denn, Du kannst Deinen Hund mit zur Arbeit nehmen. Junge Hunde fassen in der Regel sehr schnell Vertrauen zu den Menschen, die sie mit ihrer Umwelt vertraut machen, sie versorgen, mit ihnen kuscheln und spielen. Auch Dein Welpe wird sich Dir schnell anschließen. Obwohl es sich widersprüchlich anhört, schaffen dieses Vertrauen zu Dir und die Vertrautheit mit seinem Zuhause überhaupt erst die Voraussetzungen, dass Dein Hund später problemlos alleine bleiben kann.

ERSTE ÜBUNGEN FÜRS ALLEIN LASSEN

Du wirst rasch feststellen, dass Dein Welpe sich meist in Deiner Nähe (oder in der eines anderen Familienmitglieds) aufhält, selbst wenn er sich eigentlich im ganzen Haus oder Garten frei bewegen könnte. Er wird Dir auch unaufgefordert folgen, wenn Du in ein anderes Zimmer gehst - falls er nicht gerade wie ein Stein schläft. Das ist zunächst völlig normal und zeigt, dass Dein Welpe Dich bereits als Bezugsperson akzeptiert hat. Aber schon jetzt kannst Du darauf hinarbeiten, dass Dein junger Hund kurzfristige Trennungen von Dir zu ertragen lernt.

Hilfreich dabei ist, wenn der Welpe räumlich begrenzt wird. Eine wirklich sinnvolle Unterstützung bei der Welpenaufzucht bietet eine Art „Laufstall“, die man in verschiedensten Ausführungen als „Welpengitter“ im Handel bekommt. In diesem Laufstall sollte Dein Welpe immer dann untergebracht werden, wenn Du Dich nicht gerade konkret mit ihm befasst. Damit erreichst Du gleich mehrere Ziele: Dein Junghund kann nicht unbemerkt irgendwelchen Unsinn anstellen (Gegenstände ankauen, Topfpflanzen ausbuddeln…). Außerdem verunreinigen Welpen normalerweise ihre direkte Umgebung nur ungerne, so dass sich Dein Welpe vermutlich melden wird, wenn er mal „muss“ – und sich nicht einfach davonstiehlt und den Teppich verschmutzt. Zudem lernt er, dass er nicht immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, z. B., wenn Kinder im gleichen Raum spielen.

Wichtig dabei ist allerdings, dass Dein Welpe den Laufstall von Anfang an nicht mit „Gefängnis“, sondern mit einem „sicheren Ort“ verknüpft. Deshalb sollte der Laufstall ausreichend groß sein (nicht zu verwechseln mit einer Hunde-Transportbox!), einen gemütlichen Liegeplatz (vielleicht sogar in Form einer Höhle) enthalten, einen Wassernapf und natürlich eine Auswahl an geeignetem Hundespielzeug.

Du solltest Deinen Welpen in sein Gehege verbringen, wenn er müde, satt und „entleert“ ist. Wenn Du ihm dann noch etwas zum Kauen oder ein gefülltes Beschäftigungsspielzeug anbietest, wird er sich bald in seinem Laufstall wohlfühlen. Wichtig ist auch, dass sich das Gehege dort befindet, wo sich auch die Menschen des Haushalts bevorzugt aufhalten. Dann fühlt sich der Welpe nicht vom Rudel getrennt, kann aber dennoch nicht ständig den Menschen hinterhertapsen. Sehr schnell wird er so begreifen, dass „seine Menschen“ auch immer mal wieder den Raum verlassen – und zuverlässig nach kurzer Zeit zurückkehren. Wenn Du dabei weder beim Verlassen noch beim Betreten des Raums dem Welpen Beachtung schenkst, wird dieser schnell lernen, dass das nichts Besonderes und auch nichts Bedrohliches ist.

WANN KANN EIN WELPE DAS ERSTE MAL „RICHTIG“ ALLEINE BLEIBEN?

Nach Möglichkeit sollte ein Welpe die ersten vier, besser sechs Wochen im neuen Zuhause nicht komplett allein gelassen werden. In dieser Zeit kannst du mit den oben erwähnten Übungen in der Wohnung beginnen: Verlasse ab und zu das Zimmer, gehe (ohne Welpen) in ein anderes Stockwerk oder in den Keller, hol‘ die Post aus dem Briefkasten oder bring‘ den Müll ’raus.

Wenn Dein Junghund sich bei Deinem Kommen und Gehen ruhig verhält und es im Idealfall sogar einfach verschläft, kannst Du zum nächsten Schritt übergehen und ihn testweise „ganz allein“ lassen. Als Vorbereitung zum „Allein-bleiben-Test“ ist es ratsam, wenn Du vorher ausgiebig mit ihm Gassi gehst und ihn gefüttert hast. „Müde und satt“ ist eine gute Voraussetzung, um das Alleinbleiben gelassen zu ertragen. Vielleicht gibst Du Deinem Welpen noch etwas zum Knabbern und lässt das Radio leise laufen. Wichtig: Lass‘ den Kleinen auch jetzt in seinem gewohnten Laufstall. Die überschaubare, gewohnte Umgebung vermittelt dem Welpen Geborgenheit und bewahrt ihn davor, irgendwelche Dummheiten anzustellen.

Nun kannst du (ohne Verabschiedung) wie selbstverständlich die Wohnung verlassen und die Tür hinter dir schließen. Eben genau so, wie du es machen würdest, wenn du "in Echt" die Wohnung verlässt. Lausch‘ jetzt, was passiert. Wenn du nichts hörst, geh‘ ein paar Minuten später wieder hinein und befasse Dich mit einer Tätigkeit in dem Raum, in dem sich Dein Welpe in seinem Laufstall aufhält. Nach einer kleinen Weile kannst Du Deinen Junghund – solange er sich ruhig verhält – ohne viel Aufhebens aus seinem Laufstall lassen und Dich mit ihm beschäftigen.

Fängt der Kleine gleich nach dem Hinausgehen an zu Bellen oder zu Winseln, solltest du nicht gleich zurückkehren. Dein Welpe lernt sonst, dass er Dich mit diesem Verhalten „zurückholen“ kann. Warte also am besten ab, bis er sich etwas beruhigt hat, betritt dann die Wohnung und befasse Dich mit einer Tätigkeit in dem Raum, in dem sich Dein Welpe in seinem Laufstall aufhält, ohne ihm besondere Beachtung zu schenken.

Die Verknüpfung, die Du bei Deinem Junghund erreichen möchtest, ist „Es lohnt sich nicht, sich aufzuregen. Wenn ich ruhig abwarte, kommt mein Mensch zuverlässig wieder.“

Diese Übungen solltest Du nun häufiger wiederholen und zeitlich ausdehnen. Vielleicht kannst Du in der Nähe eine Kaffee trinken oder Freunden einen kurzen Besuch abstatten.

Sicherheitshalber solltest Du Deine Nachbarn informieren, dass Ihr gerade das „Alleinlassen“ übt, damit sie Verständnis haben, falls Dein Welpe kurzfristig zu hören ist. Es versteht sich von selbst, dass Du die Übungen weder spät am Abend noch während der Mittagsruhe veranstaltest.

Falls Du über eine Webcam verfügst, die Du mit Deinem Mobiltelefon koppeln kannst, kannst Du auch von außerhalb des Hauses überwachen, wie sich Dein Welpe während Deiner Abwesenheit verhält. So kannst Du immer den perfekten Zeitpunkt abpassen und heimkehren, wenn der Kleine artig ist.

WIE LANGE KANN ICH MEINEN WELPEN ALLEIN LASSEN?

Je nachdem, wie die ersten Erfolge sind, kann der Zeitraum des Allein-Bleibens verlängert werden. Es könnte aber auch sein, dass Dein Welpe mit der Situation noch völlig überfordert ist und jämmerlich heult oder anfängt zu randalieren. In diesem Fall ist er noch nicht bereit, und Du solltest beim Üben noch einmal ein paar Schritte zurückgehen.

Falls Dein Hund später regelmäßig zu einer bestimmten Tageszeit allein bleiben soll, dann ist es von Vorteil, auch das Training in diesem Zeitraum stattfinden zu lassen. Hunde haben auch eine "innere Uhr" und stellen sich gut darauf ein, das z. B. vormittags nach dem Morgenspaziergang und dem Frühstück für eine Weile nichts Spannendes passiert und der Mensch sich anderweitig beschäftigt oder aufhält.

Wichtig ist, bei jungen Hunden die Phasen des Alleinbleibens nicht über Gebühr auszudehnen. Noch kann er Blase und Darm nicht so zuverlässig kontrollieren, nimmt auch mehr Mahlzeiten zu sich und hat einen kürzeren Schlaf-Wach-Rhythmus. Ab dem Alter von einem halben Jahr sollten Abwesenheiten von 2-3 Stunden möglich sein, und ausgewachsene Hunde ab einem Jahr müssten in der Lage sein, maximal 5 – 6 Stunden am Stück alleine klarzukommen. Spätestens dann sollten sie herausgelassen werden, damit sie sich erleichtern können. Es sollte gut nachzuvollziehen sein, dass auch ein Hund gerne öfter als alle acht oder neun Stunden die Möglichkeit haben möchte, „auf Toilette“ zu gehen. Falls Du Deinen Hund regelmäßig alleine zuhause lässt, solltest Du für den Notfall jemanden haben, der Deinen Hund zumindest kurz herauslassen kann.

Wichtig: In diesem Alter sollten sie dem „Laufstall“ weitestgehend entwachsen sein und mindestens die von der Tierschutz-Hundeverordnung geforderte Grundfläche zur Verfügung haben. Eine dauerhafte Unterbringung in einer Hundebox oder einem zu kleinen Gehege / Zwinger ist hingegen rechtswidrig.

Falls Dein Hund eine Möglichkeit hat, in Deiner Abwesenheit selbstständig einen gesicherten Auslauf im Freien aufzusuchen, kannst Du ihn theoretisch auch länger allein lassen (insbesondere, wenn er vierbeinige Gesellschaft hat). Dann solltest Du aber auch bereit sein, Deinen Hunden nach Deiner Heimkehr viel Zeit zu widmen – denn egal, wie „brav“ ein Hund allein bleibt: Sein liebster Platz ist an Deiner Seite!

Barbara Thiel

ÜBER DIE AUTORIN: BARBARA THIEL

Barbara Thiel ist Tierärztin mit Schwerpunkt Tierernährung und arbeitet in der Produktentwicklung der Bewital petfood GmbH & Co.KG. Dort ist sie außerdem fachliche Ansprechpartnerin des BELCANDO® Experten Clubs für Züchter und Hundetrainer und leitet das Schulungswesen. Sie hält derzeit zwei Greyhounds und einen Border Terrier, ist Mitglied im Ausschuss für Zucht und Kontaktperson für die International Partnership for Dogs (IPFD) im Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH).

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