Hilfe, mein Hund pubertiert!

Hunde durchlaufen wie Menschen verschiedene Entwicklungsphasen, darunter die Pubertät. In dieser Zeit zweifeln manche Hundehalter an ihrer Führungskompetenz. Hier findest du alles Wichtige zu der Phase.

Entwicklungsphasen beim Junghund

In der zweiten Hälfte seines ersten Lebensjahres macht Dein junger Hund wichtige Entwicklungsphasen durch – wenngleich diese nicht mehr gar so offensichtliche Veränderungen wie die vom knuddeligen Welpen zum schlaksigen Junghund beinhalten. Bevor unsere Vierbeiner in die Pubertät kommen, durchlaufen sie zunächst noch die sogenannte „Rudelordnungsphase“. Während dieser Phase, die grob in der Zeit vom 5. - 8. Lebensmonat stattfindet (bei kleinen Hunderassen eher etwas früher, bei großen später), werden unsere Hunde mutiger und selbstständiger. Sie müssen sich allerdings in ihrem auf einmal viel größerem und kräftigerem Körper zurechtfinden und wirken bisweilen recht grobmotorisch. Dieses „Austesten“ der eigenen körperlichen und geistigen Möglichkeiten ist jedoch unbedingt nötig, damit Dein Hund einerseits ein gesundes Selbstbewusstsein entwickeln kann, andererseits auch seine Grenzen kennenlernt. In dieser Zeit sind Junghunde ausgesprochen lernfähig und in der Regel auch noch sehr kooperativ in der Zusammenarbeit mit „ihrem“ Menschen.

Was passiert in der Pubertät?

Schon beim Welpen werden geringfügige Mengen von Geschlechtshormonen (vorwiegend Östrogene bei der Hündin und Androgene beim Rüden) produziert. Während der Pubertät steigt diese Produktion jedoch sprunghaft an, und die ins Blut abgegebenen Hormone bewirken verschiedene körperliche Veränderungen. Bei Hündinnen beginnt die Reifung der Eizellen in den Eierstöcken, die Geschlechtsorgane bereiten sich auf Empfängnis und Trächtigkeit vor, und die Wachstumsfugen an den Gliedmaßen schließen sich. Bei den jungen Rüden wachsen Hoden und Penis, und sie beginnen, beim Urinieren das Bein zu heben. Auch im Gehirn des Jungspundes spielen sich signifikante Veränderungen ab. Damit der erwachsene Hund sein Verhalten eher „rational“ steuern kann (was auch eine gewisse Impulskontrolle und eine bessere Verarbeitung mehrerer Informationen gleichzeitig beinhaltet), finden Umbauten und Optimierungen an der Hirnsubstanz statt. Wie bei einer normalen Baustelle kann es dabei vorübergehend zu Funktionseinbußen kommen, die sich dann in „neuen“ Verhaltensweisen des pubertierenden Vierbeiners niederschlagen.

Wie verhält sich ein „Pubertier“?

Insgesamt achten und reagieren pubertierende Hunde stärker auf Außenreize, als dies vorher der Fall war. Durch diese erhöhte Ansprechbarkeit für Impulse auch ihrer Umwelt wirken sie dann fahrig, unausgeglichen und unkonzentriert. Auch die Reaktionen auf diese Reize fallen für den menschlichen Beobachter oft unangemessen furchtsam oder aggressiv aus, z. B., indem der Hund auf einmal Angst vor Gegenständen oder in Situationen hat, die er eigentlich während der Welpenzeit problemlos meisterte. Auch ist sein Gehirn in dieser Zeit besonders anfällig für selbstbelohnende Tätigkeiten, also solche, bei denen der Körper die „Selbstbelohnungsdroge“ Dopamin ausschüttet. Das geschieht beispielsweise beim Jagen, beim Spielen – aber auch beim „Unterbuttern“ anderer Hunde. Umgekehrt funktioniert die bisher erlernte Selbstkontrolle während dieser Lebensphase eher weniger gut, was dann in Kombination zu teilweise überraschenden Verhaltensweisen führt. Es versteht sich von selbst, dass die Kooperationsbereitschaft gegenüber dem Menschen dann nur noch eingeschränkt vorhanden ist – der Jungspund ist einfach zu beschäftigt mit dem Austesten eigener und fremder Grenzen, als dass er auf die Wünsche seines Zweibeiners Rücksicht nehmen könnte.

Keine Panik!

Sich in neuen Dingen und Verhaltensweisen auszuprobieren, gehört zu einer normalen Entwicklung und Reifung eines heranwachsenden Individuums dazu. Erinnere Dich nur einmal an Deine eigene, möglicherweise „wilde Jugend“. Dass sich Dein Vierbeiner auf einmal so ungewohnte Verhaltensweisen an den Tag legt und Deinen Anweisungen kaum mehr folgt, solltest Du auf keinen Fall als Vertrauensbruch werten. Und auch nicht zum Anlass nehmen, Deine komplette Erziehung in Frage zu stellen! Dein Junghund kann gerade nicht anders, und es ist an der Zeit, ein paar Schritte im Erziehungsprogramm zurückzugehen und auch einmal „Fünfe gerade“ sein zu lassen.

Manche Hundehalter werden von solchen pubertätsbedingten Situationen eiskalt erwischt und ziehen in ihrer Überraschung und Irritation übereilte Schlussfolgerungen:Es ist aber kontraproduktiv, jetzt besonders viel „erziehen“ zu wollen. Drakonische Maßnahmen und Zwänge führen nur dazu, dass Dein Hund zu allem Überfluss sein Vertrauen in Dich verliert. Verständnis, reduzierte Erwartungen und Anforderungen wären jetzt hingegen angebracht und zielführender.

Wenn Ihr die Welpenzeit gut genutzt habt, Dein junger Hund eine gesunde Mischung an Einschränkungen und Freiheiten erlebt hat, seine Impulskontrolle und Fokussierung gut entwickeln konnte, er wichtige Hörzeichen zuverlässig befolgt und ihr ein vertrauensvolles Verhältnis zueinander aufgebaut habt, kannst Du Dich jetzt entspannt zurücklehnen und einfach „einen Gang zurückschalten“. Um Dein „Pubertier“ aber ein wenig vor sich selbst zu schützen, ist vorausschauendes Handeln in diesem Lebensabschnitt besonders wichtig.

Regel Nummer Eins: Management!

Dein Ziel sollte sein, Situationen, in denen unerwünschtes oder gar schädigendes Verhalten entstehen kann, gar nicht erst entstehen zu lassen. Folgende Maßnahmen können dabei hilfreich sein:

  • Strukturierung des Alltags, z. B. durch gleiche Abläufe, geplante Ruhephasen und auch räumliche Begrenzung im häuslichen Bereich.
  • Wenig unkontrollierter Freilauf, sondern vermehrt Spaziergänge an der Leine.
  • Auf den Spaziergängen Übungen zur Steigerung der Aufmerksamkeit sowie gemeinsames Spiel gezielt einbauen.
  • Wenige, aber gezielte Kontakte mit Artgenossen, anderen Tieren und Menschen.
  • Zum Ausgleich gezielt Situationen zum „Auspowern“ schaffen, z. B. durch Spielstunden mit dem besten Hundekumpel auf gesichertem Gelände.
  • Fütterung überwiegend aus der Hand oder dem Futterbeutel.
  • Senkung der Anforderungen bei bereits bekannten Lerneinheiten. Im Vordergrund sollte nicht der Ausbau der Schwierigkeitsstufe, sondern die Schaffung von Belohnungssituationen stehen.

Das Ende der Pubertät

Bei Hündinnen endet die Pubertät kurz nach der ersten Läufigkeit, und auch bei Rüden nehmen die pubertätsbedingten originellen Verhaltensweisen nach einiger Zeit wieder ab. Üblicherweise wirst Du auch eine körperliche Weiterentwicklung Deines Vierbeiners in Richtung „erwachsener Hund“ feststellen. Die Stimmungsschwankungen sind schwächer ausgeprägt, insgesamt erscheint Dein Hund wieder besser ansprechbar und aufnahmebereit für neue Dinge. Das ist ein guter Zeitpunkt, um die körperliche Belastung (Fahrradtraining, Zugtraining, Bergwandern, Agility, Windhundsport, Hütearbeit…) zu steigern und – falls gewünscht – ernsthaft mit dem Hundesport zu beginnen.

Damit ist dann das Gröbste überstanden und einer glücklichen Zukunft für Dich und Deinen Hund steht nichts mehr im Weg. Oder?

Die „zweite Pubertät“

Kurz vor Vollendung des zweiten Lebensjahres (bei den Hündinnen rund um die zweite Läufigkeit) kann man bei vielen Hunden noch einmal eine Phase veränderten Verhaltens feststellen, die der Pubertät auffallend ähnelt. In dieser Zeit wird die körperliche Entwicklung zum erwachsenen Hund abgeschlossen, die Muskulatur wird ausgeprägter, bei den Rüden der Schädel breiter und das Fell üppiger.

In Hinblick auf den Ausbildungsstand kann es sein, dass auf einmal die Ohren wieder „auf Durchzug“ stehen. Konzentrieren fällt schwer, und auch Unsicherheit und Ängstlichkeit in bereits bekannten Situationen können erneut phasenweise auftreten. Insgesamt wird Dein Vierbeiner aber mehr Selbstbewusstsein gegenüber seiner Umwelt und in den eigenständigen Handlungen an den Tag legen. Was aber mitunter auch dazu führt, dass offensive und defensive Aggressionen deutlicher offenbar werden. Die Ausprägung dieser Begleiterscheinungen ist individuell unterschiedlich, in der Regel bei „spätreifen“ Hunderassen deutlicher.

Wenn Du bis dahin ein gutes Vertrauensverhältnis zu Deinem Hund aufgebaut hast und ihm eine solide Erziehung verschafft hast, werdet Ihr auch das entspannt überstehen. Und Du wirst Deinen vierbeinigen Kumpel noch besser kennen und einschätzen können. Das sind die besten Voraussetzungen für eine wunderbare gemeinsame Zukunft!

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Barbara Thiel

ÜBER DIE AUTORIN: BARBARA THIEL

Barbara Thiel ist Tierärztin mit Schwerpunkt Tierernährung und arbeitet in der Produktentwicklung der Bewital petfood GmbH & Co.KG. Dort ist sie außerdem fachliche Ansprechpartnerin des BELCANDO Experten Clubs für Züchter und Hundetrainer und leitet das Schulungswesen. Sie hält derzeit zwei Greyhounds und einen Border Terrier, ist Mitglied im Ausschuss für Zucht und Kontaktperson für die International Partnership for Dogs (IPFD) im Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH).

Sie erreichen unsere Ernährungsexperten Barbara Thiel und Silke Pospiech ebenfalls über unser 

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