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Mantrailing - Auslastung und Spaß für den Hund

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Ein Verbrecher ist seit Tagen auf der Flucht. Die Ermittler halten einem Polizeihund einen Stofffetzen hin, lassen ihn kurz schnüffeln und schon jagt er los, dem Geruch des Flüchtigen hinterher … Eine typische Szene aus einem Krimi, bei dem sich viele Zuschauer denken: „Ach, das kann so doch gar nicht gehen.“ Dabei sind solche Szenen gar nicht weit entfernt von der Realität.
 

Erst belächelt, jetzt im Einsatz

Die Verfolgung einer ganz bestimmten menschlichen Spur anhand einer vorgegebenen Geruchsprobe – kein Krimi-Versatzstück, sondern eine Spezialausbildung für Suchhunde. Das „Mantrailing“ (aus dem englischen für „Personen-Spürsuche“), bis vor ein paar Jahren in Deutschland nur belächelt, hat sich zu einem ernstzunehmenden Einsatzgebiet in der Kriminalistik und vor allem bei der Suche nach vermissten Personen entwickelt. Nach Monaten noch eine Fährte zu verfolgen gehört zwar ins Reich der Fiktion. Die älteste belegte Spur, die von einem Mantrailer erfolgreich bis zum Ziel aufgenommen werden konnte, war jedoch 16 Tage alt – eine unglaubliche Leistung des Hundes. Kein Wunder, weswegen Mantrailing in den USA schon seit Jahren zum Standard der Polizeiarbeit gehört.
 

Ausbildung zum Mantrailer - der Hund als Lebensretter

Jährlich werden in Deutschland rund 100.000 Menschen als vermisst gemeldet. Gerade bei Kindern und Senioren müssen solche Fälle schnell sehr ernst genommen werden. Mantrailer sind für diese Einsätze die perfekte Ergänzung zur regulären Polizeisucharbeit und bekommen allmählich die Aufmerksamkeit und den Respekt, der ihnen gebührt. Die Ausbildung zum „professionellen“ Mantrailer für Realeinsätze ist sehr umfangreich und gehört in der Regel zur Spezialisierung eines Rettungs- bzw. Suchhundes. Das heißt, er muss schon von Welpenalter an trainiert werden in Bereichen wie Nasenarbeit, Suchinstinkt, Gehorsam, Anzeigeübungen und vieles mehr. Ebenso wird der Hundeführer ausgebildet in Erste Hilfe (an Hund und Mensch), Karten-/Kompasskunde, Einsatztaktik, Kynologie usw. Grundvoraussetzung ist daher - neben einer ausgezeichneten Nasenarbeit und großem Spieltrieb des Hundes - viel Zeit in das Training investieren zu können. Neben dem Hauptberuf oft keine leichte Sache, da die Ausbildung ca. zwei Jahre dauert und auch darüber hinaus ständiges Training erforderlich ist.
 

Mantrailing – ein perfektes Hobby für Hund und Mensch

Das Trailen in der Freizeit als spannender Ersatz zum Gassi gehen ist ein stetig wachsender Trend. Interessierte werden schnell verschiedene Kursangebote oder Wochenendseminare finden, in denen die Grundzüge erklärt werden. Mittlerweile „alte Hasen“ sind Monika und ihr Beagle Lucky. Sie besuchten schon vor zwei Jahren einen Trainingskurs zum Mantrailing und haben seitdem in ihrer Freizeit immer weiter an der „Detektivarbeit“ gefeilt. „Anfangs wurden wir noch belächelt oder gefragt, ob wir unbedingt zum Rettungsdienst wollen. Aber das Trailen ist auch ein idealer Freizeitspaß für alle Vier- und Zweibeiner“, erzählt die 32-Jährige. Beide müssen sich vollkommen aufeinander einlassen – so wird die Beziehung zwischen Hund und Mensch gestärkt. „Es ist sehr wichtig, dass man den Hund versteht. In den Mantrailing-Übungen lernt man daher, seinen Hund zu ‚lesen‘. Bei Lucky weiß ich ganz genau, was er mir mit seiner Mimik oder Gestik mitteilen möchte. Und das ist natürlich auch im Alltag extrem nützlich“, erklärt Monika. Ihr Beagle war von klein auf ein recht ängstlicher Hund. Die spielerischen Übungen beim Trailen können Selbstsicherheit geben: Ein bestimmtes Ziel zu verfolgen, trotz widriger Umstände die Spur nicht zu verlieren und die gesuchte Person dann auch noch zu finden – das ist ein Hochgefühl für Hund und Besitzer. Selbst bei Misserfolg bleibt der Lerneffekt nicht aus. Die Frusttoleranz steigt mit der Zeit und Erfolge werden umso freudiger erlebt. Die Riecharbeit fordert dabei die ganze Aufmerksamkeit des Vierbeiners. Beim Schnüffeln atmen sie problemlos 300 Mal pro Minute – „das macht meinem Lucky nicht nur extrem viel Spaß, er wird dabei auch vollkommen ausgelastet“, sagt Monika.
 

Wie funktioniert Mantrailing?

Ob in einem Realeinsatz oder als sportliche Freizeitbeschäftigung, der Ablauf eines Trails ist immer gleich und simpel. Der Hund bekommt sein Arbeitsgeschirr mit einer langen Leine umgelegt und einen Geruchsartikel vorgehalten. Dabei handelt es sich um einen Gegenstand mit dem Geruch der zu suchenden Person, vorzugsweise ein Wäscheteil. Der Vierbeiner soll nun dieser Duftspur bis zur vermissten Person folgen. Dabei ist es je nach Erfahrung egal, ob über Felder, durch Wälder oder quer durch die Stadt. Natürlich muss dafür niemand wirklich vermisst werden, wie Monika erzählt: „Da wird man schnell recht kreativ. Wenn mein Mann einkaufen geht, verfolgen wir ihn z. B. gerne einfach mal anhand eines Shirts, bis hin zum Supermarkt.“
 

Welcher Hund ist für Mantrailing geeignet?

Für den professionellen Einsatz eigenen sich prinzipiell alle Hunde mit einem ausgeprägten Spieltrieb. Traditionell werden Rassen wie Bloodhound oder Schweißhunde favorisiert. Letztendlich zählen aber die individuellen Fähigkeiten und Stärken des Hundes. So haben sich unter anderem auch Golden Retriever und Labrador Retriever im Einsatz bewährt.
Mantrailing als Hobby dagegen ist eine ideale Beschäftigung für jeden spielfreudigen Vierbeiner. Gerade ältere Hunde haben ihre helle Freude an der Schnüffelarbeit – das Lauftempo und die körperliche Beanspruchung können da ganz nach Lust und Vermögen des Hundes bestimmt werden.

Mantrailing ist nur eine von vielen spannenden Ausbildungen und Beschäftigungen für spielfreudige Hunde. Es lohnt daher, sich auch über weitere Bereiche der Rettungshundearbeit zu informieren!

 
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